Analyse | Barcelona macht taktisch in München vieles richtig

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Der FC Barcelona nahm wieder einmal nichts Zählbares aus München mit. Dabei stimmte die taktische Herangehensweise der Blaugrana lange Zeit, denn Barça machte beim FC Bayern taktisch vieles richtig. Die Analyse zum Spiel.

Analyse zu FC Bayern München – FC Barcelona

Die Katalanen stellten von Beginn an die Konzentration der Bayern-Akteure im Spielaufbau auf die Probe. Gavis Rolle gegen den Ball als Pressingauslöser neben Robert Lewandowski hat sich in dieser Saison mittlerweile im Spiel der Blaugrana verfestigt; gegen den FC Bayern München ließ Xavi den 18-Jährigen auch beim Spiel gegen den Ball auf derselben Höhe wie Lewandowski die Gegner anlaufen. Selbst wenn Joshua Kimmich sich tief anbot, sahen die Münchener kaum Land und gerieten gehörig unter Druck. Manuel Neuers Fehler in der 14. Minute konnte nicht bestraft werden, doch diese Aktion signalisierte den Gästen aus der Mittelmeermetropole, dass der deutsche Rekordmeister aktuell nicht besonders pressingresistent daherkommt. Was zuletzt in der Bundesliga galt, traf auch an diesem Champions-League-Abend ein.

Barças Anlaufen bereitet den Bayern Schwierigkeiten

Löste es der deutsche Rekordmeister über die Außenpositionen, schob Barça konsequent nach; auch Busquets rückte permanent so weit vor, dass auch der Weg zurück ins Zentrum zu einem zentralen Mittelfeldspieler der Bayern für dessen Teamkollegen zugestellt war. Doch das Team von der Säbener Straße nutzte zu Beginn der zweiten Halbzeit die Räume hinter Gavi aus. Auch beim 0:2 sah der Youngster, der einen Tag später seinen Vertrag bei den Katalanen verlängerte, nur die Fersen der Bayern-Spieler – Busquets war weit aufgerückt, doch Gavi coverte nicht die Position des Kapitäns im defensiven Mittelfeld, sodass Leroy Sané durch den verwaisten Raum dribbeln und treffen konnte.

Um defensive Stabilität wiederherzustellen, schickte Xavi Frenkie de Jong für Gavi auf den Rasen. Der Niederländer agierte meist vor der Abwehrkette der Gäste, wo er sich anbot und Hereingaben der Gastgeber klärte. Durch diese defensive Grundposition zog er automatisch in Momenten des Gegenpressings der Nagelsmann-Elf Joshua Kimmich von dessen etwas defensiveren Position weg. In Minute 74 nutzte de Jong seine Dynamik, um dann in den leeren Raum im Zentrum zu ziehen, ehe er von Kimmich gehalten wurde und die Gelbe Karte provozierte. Ein Unterschied zu den Katalanen, die in diesen Räumen bestraft wurden: Kimmich zog das Foul taktisch und ließ die Situation so erst gar nicht gefährlich werden. Eine effektive Zweikampfführung.

Xavi verwarf das Konzept des zentralen Mittelfeldspielers als zweiter Pressing-Stürmer übrigens nach Gavis Auswechslung nicht. Pedri übernahm dann diese Rolle, sodass das Spielgerät nicht weiter ungebremst von den Bayern-Spielern gen Defensivspezialisten Barças befördert werden konnte.

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Barças Außenverteidiger sorgen für Kompaktheit

Einer dieser Defensivspezialisten war Marcos Alonso. Als Linksverteidiger war weder Alejandro Balde noch Jordi Alba aufgeboten, stattdessen verhalf Xavi dem Neuzugang von Chelsea zu seinem Startelfdebüt für den FC Barcelona. Bis dahin stand Alonso lediglich ein paar Minuten gegen Cádiz auf dem Feld. Doch der 31-Jährige zeigte sich gegen die Bayern sofort präsent und war schon in Automatismen beim Spiel gegen den Ball eingebunden, um die Akteure der Münchener möglichst weit weg vom eigenen Tor zu halten.

Halbhohen Bällen in Richtung der Offensivkräfte der Bayern, die vor allem in der ersten Hälfte von den Abwehrspielern der Roten gespielt wurden, kam in der Regel Andreas Christensen als Erster entgegen. Häufig ging er dabei ins Kopfballduell, während Alonso postwendend nach innen rückte, um auf Christensens Position zu rücken und somit eine riesige Lücke hinter dem Innenverteidiger zu schließen. Der FC Barcelona stand somit äußerst kompakt. Einmal legte Alonso ein mangelhaftes Stellungsspiel an den Tag: In Minute 50 ließ er nach einer Ecke Lucas Hernandez zum Kopfballball hochsteigen und leistete dabei auch keinen Begleitschutz. 0:1. Auf diesem hohen Niveau bestraft der FC Bayern dann genau diesen einen Fehler.

Brennpunkte Bayern – Barcelona | Ärgerliche Pleite mit Chancenplus

Zuvor verhalf auch der Rechtsverteidiger der Katalanen, Neuzugang Jules Koundé, Barça zur Kompaktheit. Denn sobald Sadio Mané den Ball in Empfang nahm, rückte Koundé ins Zentrum, um teilweise noch vor den beiden Innenverteidigern Barças Mané aktiv zu stören. Dadurch stellte der Franzose nicht nur das Zentrum zu, sondern durch diese Laufwege von rechts nach innen auch einen möglichen Passweg zu dem auf außen anbietenden Bayern-Spieler. Koundé stand bei den Angriffen der Gastgeber stets näher zur eigenen Grundlinie als die Gegner, wodurch er nahezu immer noch Chancen hatte, in das Spielgeschehen einzugreifen. Besonders in Hälfte eins spielte die Herangehensweise der Truppe von Julian Nagelsmann dem französischen Innenverteidiger mit dessen Vorgehen in die Karten.

Bayern findet das Mittel gegen Barças Vorgehen

Denn Barças Hintermannschaft konnte im ersten Durchgang kaum von Bayern überrascht werden. Dadurch, dass Barças Akteure in den meisten Fällen schnell hinter dem Ball waren, setzten sich die Münchener zwar ab und zu fest, doch früher oder später folgte ein Querpass auf Höhe der Strafraumlinie. Vor allem Sergio Busquets, Gavi und Jules Koundé antizipierten hier hervorragend, um explosivartig ihre Lauerstellung zu verlassen und den horizontal gespielten Ball abzufangen.

Ironischerweise fanden sich beim Gegentor zum 0:2 sämtliche Automatismen in Barças Defensivverhalten wieder. Mit dem Unterschied, dass der FC Bayern München stets einen Schritt voraus war und quasi wusste, wie Barça auf Szenarien reagieren würde. Christensen rückte aus der Kette, um Musiala zu stören, doch der deutsche Nationalspieler trennte sich noch vor dem direkten Duell vom Ball. Alonso bildete zwar schnell eine Dreierkette und stellte den Weg zu Müller zu, aber auf der anderen Seite zog Passempfänger Sané diesmal explosivartig vertikal in Barças Sechszehner, wodurch Koundé beim Einrücken den Schritt zu spät kam. Der Franzose stellte zwar den horizontalen Passweg zu Mané zu, doch ein einziger vertikal ausgespielter Spielzug reichte den Bayern, um Barça in dieser Szene zu überrennen und das Spiel zu entscheiden. Dennoch zeigten Barças Abwehrspieler, dass sie fast 90 Minuten lang kompakt gegen den Champions-League-Sieger von 2020 im Verbund verteidigen konnten.

Benjamin König
Benjamin König
Fútbol, Calcio, Fotball - in Spanien, Italien, Skandinavien. Redakteur bei Barçawelt, Podcaster bei Polarlichtspiel - dem skandinavischen Fußballpodcast
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3 Kommentare

  1. Das waren überragende 45 Minuten unseres Barcas.
    Leider hat das nicht gereicht – während Bayern gute 4 Minuten reichten.

    Dieselbe Leistung im Rückspiel gegen Bayern und auch Inter und msn kann (in Teilen) vom wiedererstarkten Barcelona reden. Jetzt aber schon davon zu reden, weil man 45 Minuten überlegen war gegen Europas Elite beim ersten echten Härtetest ist dann doch arg verfrüht.

  2. Bayern in der Allianz Arena ist die grösste Herausforderung, die der Fußball seit Jahren zu bieten hat. Die haben dort in den letzten 33 Spielen glaub ich nur ein Mal verloren. In diesem Spiel dann die komplette erste Halbzeit gegen sie derart zu dominieren, ist absolut beeindruckend. Gerade wenn man bedenkt, dass Bayern hier nicht von City oder PSG vorgeführt wurde, sondern von Barça, das noch letzte Saison am Meeresgrund lag.

    Was man hier aber so leicht durcheinander bringt, ist die zweite Halbzeit: Bayern war in diese für ca. 10 Min überlegen. In diesen 10 Minuten haben sie beide Tore geschossen und hätten mit etwas Glück auch das 3:0 erzielt, aber Barça fing sich dann und hat Bayern weiterhin Paroli geboten. Man darf hier nicht vergessen, dass Bayern eben das Heimteam war, welches mit 2:0 in Führung lag. Natürlich werden sie dann jede Aktion sauberer und mit mehr Leichtigkeit ausspielen, als ein Barça, das verzweifelt versucht, hier die Niederlage abzuwenden. Fakt ist, Barça hat bis zum Schluss mitgehalten. Man kam zwar nicht mehr zu vielen Chancen, weil sich die Bayern nach dem 2:0 und der Druckphase sich dann endgültig auf die Defensive fokussieren konnten, gleichzeitig wurde aber auch Bayern nicht mehr sonderlich gefährlich. Und ich bin mir absolut sicher, hätte Pedri den Anschlusstreffer erzielt, hätten wir die Niederlage abwenden können oder sie gar besiegen können, denn genug Zeit wäre da gewesen. Aber ja, wieder dieses ”hätte”. Hätte Lewa mal seine drei Chancen genutzt, hätte es den Anschlusstreffer gar nicht benötigt.

    Ich bin aber guter Dinge. Diese Mannschaft entwickelt sich in die richtige Richtung. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Inter schlagen können.

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