Clásico-Brennpunkte | Barcelona zerlegt Real Madrid mit totalem Fußball

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Der FC Barcelona hat im prestigeträchtigsten Spiel Spaniens den Erzrivalen Real Madrid mit 4:0 aus dem Stadion geschossen. Dabei zeigten die Katalanen die bisher beste Saisonleistung und fuhren so einen sensationellen Sieg ein, mit welchem wohl keiner so gerechnet hat. Die Brennpunkte zu Clásico.

Real Madrid ohne Benzema zahnlos

Es war sicherlich ein Schock für die Madrilenen, als klar wurde, dass ihr Starstürmer Karim Benzema den Clásico verpassen würde. Carlo Ancelotti versuchte den Ausfall mit einer Doppelspitze bestehend aus Rodrygo und Vinícius Júnior zu kompensieren. Diese Umstellung sollte allerdings in keiner Weise funktionieren. Insgesamt sollten ihnen exakt null Großchancen gelingen.

Das Problem lag insbesondere darin, dass die beiden Stürmer eindimensionaler spielten als Benzema. Sie ließen sich weniger in die Räume vor der Abwehr fallen und boten keine omnipräsente Anspielstation, wie Benzema eine gewesen wäre. Dazu wurden sie in ihrer eigentlich größten Stärke, den Eins-gegen-Eins-Situationen, über weite Strecken von den Verteidigern in Schach gehalten. Gerade Ronald Araújo bescherte Vinícius Júnior keinen schönen Abend. Die Physis und Geschwindigkeit des Uruguayers machten die rechte Abwehrseite der Blaugrana dicht.

Aufgrund des hohen Pressings von Barça wären die Räume für Gegenstöße da gewesen. In den Umschaltmomenten konnten die Madrilenen aber weder hinter die Kette der Katalanen gelangen, noch den Ball in einer gefährlichen Zone festmachen. So führte ein Ballgewinn der Hauptstädter entweder zu einer ungefährlichen Ballbesitzphase oder zu einem geradezu sofortigen Ballverlust.

Barcelona zieht die Königlichen auseinander

Im eigenen Ballbesitz nutzte Barça das enge Deckungsverhalten Reals aus, indem in cruyffscher Manier die Positionen konstant getauscht wurden. Wenn man sich auf einen Raum fokussierte, kamen sofort Mitspieler zur Unterstützung, um immer mindestens zwei Anspielstationen zu haben. Auffällig war dies auf den Flügeln, auf welchen sich oftmals vier Spieler (Außenverteidiger, Sechser, Achter und Flügelstürmer) auf engstem Raum befanden.

Mit so wenig Platz zeigten alle Akteure eine phänomenale Leistung im puncto Übersicht und Technik. Madrid musste darauf reagieren, indem mindestens gleich viele Spieler zum Ball verschoben. Dies öffnete massive Räume im Zentrum, die Barça überragend bespielte. Trotz des konstanten Gegnerdrucks – die Blancos waren schließlich auch angestachelt – fungierte das Mittelfeld wie ein Skalpell, dass mit chirurgischer Präzision durch die gegnerischen Abwehrreihen schnitt.

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Barças Konsequenz im letzten Drittel führt zu Chancenregen

Die spielerische Konsequenz des FC Barcelona führte zu einigen Chancen und gleich vier Toren. Konsequenz ist hierbei relativ, denn konsequent bei der Chancenverwertung war man trotz des hohen Sieges nur durchschnittlich. Der xG-Wert betrug etwa 4,3. Gemeint sind die zwei oder drei Stationen vor dem Abschluss. Das Timing, wann der Tiefenpass erfolgen sollte und wann eher auf einer Höhe der Ball zirkuliert wurde, war absolute Weltklasse. Exakt im richtigen Moment wurde der Ball an den pressenden Gegnern vorbeigespielt und ließ den Gegnerdruck einfach verpuffen.

Maßgeblich dazu beigetragen hat auch ein wahnsinniger Einsatzwille. Die Spieler hatten so viele Optionen in die Tiefe zu spielen, dass sie immer auf eine vielversprechende warten konnten. Wir reden hier nicht von kurzen Antritten, wenn man an gegnerischen Strafraum in Handballmanier steht, sondern von Läufen über das halbe Feld, wenn bis zu Courtois gepresst wurde.

Insgesamt führte der FC Barcelona Real Madrid im eigenen Haus geradezu vor. In sämtlichen Spielphasen agierten sie eine Klasse über der Heimmannschaft, was in einer totalen Feldüberlegenheit resultierte. Der Fußball erinnerte stark an Guardiola und Cruyff, hatte dabei aber immer eigene Nuancen, die ihn einzigartig machten und von den genannten Größen unterschieden.

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Dominik Herzog
Dominik Herzog
Angehender Sportjournalist und Taktikanalyst bei Barcawelt.
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6 Kommentare

  1. Eine taktische Meisterleistung von Xavi in der er allerspätestens in diesem Spiel bewiesen hat, dass er ein sehr guter Trainer werden kann. Gleichzeitig frage ich mich aber auch, was Ancoletti da vorgehabt hat. Benzemas Ausfall wiegt natürlich schwer, aber mit Bale, Hazard und Jovic hatte er da trotzdem genügend Optionen. Und er wählt mit Rodrygo die komischste. Fand es ziemlich lustig wie Real nach der Halbzeitpause mit großem Vorhaben aus der Kabine kam, mit neuen Spielern die eingewechselt wurden und dann direkt das 0:3 kassiert hat. Der ging mitten ins Herz! :)

    Man kann mit unserer Entwicklung zufrieden sein. Mit Xavi haben wir den perfekten Trainer an der Seite.

    • Sehe ich auch so. Mittlerweile sind auch die größten Xavi & “Tiki-Taka” Kritiker verstummt. Wie man sieht, war es nicht unsere Philosophie, die uns Probleme bereitet hat, sondern eher die Unfähigkeit diese Philosophie auf den Platz zu bringen. Mit Xavi haben wir eindeutig den richtigen Trainer auf der Bank und ich hoffe, das bleibt so für viele Jahre. Ancelotti ist meiner Meinung nach kein guter Trainer. Der kann ganz gut mit Spielern (besonders mit Stars wir Ronaldo, etc.) umgehen, aber taktisch gehört er bei weitem nicht zu WEltspitze. Ich wäre froh, wenn er über den Somme hinaus bleibt. So haben wir sehr gute Chancen auf die Meisterschaft.

      • Absolut! Mit Tiki-Taka kann man weiterhin erfolgreich spielen. Nur muss dieses Tiki-Take dem heutigen Fußball auch angepasst werden, also nicht nur Ballbesitz, sondern auch mehr Laufbereitschaft, Aggressivität etc. So in etwa wie das Pep und Ten Hag bei ihren Teams zelebrieren. Und genau das tut Xavi auch, anders als Koeman oder Setién.

        Was Real angeht, wird Ancoletti, so wie ich Perez einschätze, leider nicht bleiben. Hier bleibt nur zu hoffen, dass sie sich nicht einen Trainer wie Tuchel oder Ten Hag schnappen werden.

        • Da gib ich dir grundsätzlich recht, nur bei Koeman z.B. war eine gewissen Intensität und Aggresivität (vor allem letzte Saison) vorhanden, allerdings ist Koeman taktisch nicht mal annähernd mit Xavi zu vergleichen. Pressingsituationen werden spielerisch wieder umspielt, weil das Positionsspiel von Xavi verinnerlicht wird. Sowas gab es seit Enrique nicht mehr, selbst bei ihm war es mehr MSN regelt es schon.

          Ich hoffe und bete das Anchelotti nächste Saison weiterhin bei Real auf der Seitenlinie ist, so wären wir (falls wir weiterhin so spielen) wieder Top-Favorit auf die Meisterschaft, selbst wenn die einen Mbappe holen und weiß Gott was.
          Im Endeffekt ist Fußball ein Teamsport und wenn der Trainer daran scheitert, die ganzen individuellen Mega-Stars in dieses Kollektiv einzugliedern, gewinnt dir auch ein MSN in deren Prime nicht alles.

          Wo ich schon dabei bin, wie würdet ihr zu einer Messi-Rückkehr stehen. Ich glaube das unter Xavi, wir Messi perfekt einbauen könnten. Ferran erinnert mich sehr an Villa, alleine wegen seinen Laufwegen und seinem Positionsspiel, der würde mit Messi eventuell als falscher 9 so viele Tore schießen. Und zwecks Pressing, Leo müsste theoretisch nur anlaufen. Ich kanns mir nicht vorstellen, das er unter Xavi immer noch so lauffaul wäre.

  2. Hallo Leute,
    ich weiß nicht ob es dazu schon eine Artikel gegeben hat oder nicht (wenn ja bitte um Entschuldigung für die Frage).
    Kann mir jemand sagen oder eine Quelle nennen wo ich selber nachlesen kann, wer von unseren Spielern für die Nationalmannschaften nominiert worden ist?
    Würde es sehr begrüßen wenn es so wenig wie möglich sind, da man jetzt ein bisschen Zeit hätte durchzuschnaufen und sich optimal auf Sevilla und die EL vorbereiten könnte.
    Vielleicht weiß ja auch jemand welche Spieler von Sevilla bei ihren Nationalmannschaften verweilen.
    Danke im Voraus.

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