Riqui Puigs Stillstand – und Abgang? Eine Analyse seiner aussichtslosen Situation

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Riqui Puig sollte beim FC Barcelona eine neue Generation prägen. Doch das einstige Ausnahmetalent steht wohl nun endgültig vor dem Aus. Dass es bei Barça nicht weitergeht, hat Puig selbst nun offenbar endlich eingesehen.

Youth League und USA-Reise als Sprungbrett

Die Zeit vergeht und Riqui Puigs Karriere stagniert. Es ist schon einige Jahre her, dass Puig auf sich aufmerksam machte. Puig spielte sich erstmals 2018 ins Rampenlicht, als die Junioren vom FC Barcelona furios die UEFA Youth League gewannen. Im Finale im April 2018 schlug man den FC Chelsea deutlich mit 3:0, Puig verpasste kein Spiel und steuerte auf dem Weg zum Turniersieg drei Tore und drei Vorlagen bei. Jugendteam-Beobachter verkündeten hier stolz: da ist wieder jemand, der den Sprung in die erste Mannschaft schaffen kann. Der letzte La-Masia-Absolvent, der sich nahtlos bei den Profis einfügen und langfristig durchsetzen konnte, war Sergi Roberto 2013. Puig sollte nichts weniger als diese fünfjährige Durststrecke unterbrechen, immerhin war La Masia spätestens seit der Goldenen Generation unter Pep Guardiola weltberühmt.

Erneut einem größeren Publikum bekannt wurde der Junge aus Matadepera, 42 Kilometer vom Camp Nou entfernt, im Rahmen des International Champions Cup in den USA, wo der FC Barcelona in der Sommervorbereitung 2018 auf den AC Mailand traf. Puig, mit der Statur eines Schuljungen, zog auf Anhieb die Fäden und stellte die Italiener permanent vor Probleme. Der schmächtige Wirbelwind zeigte in einem Mittelfeld, in dem Stars wie Arturo Vidal (31), Ivan Rakitić oder Sergio Busquets (beide 30) bereits auf ihrem Zenit waren, sehr belebende Auftritte als jemand, der sich immer anspielbar machte und viele offensive Nadelstiche setzte. Es dauerte nicht lange, dann fielen erste Vergleiche mit Andrés Iniesta, der kurz zuvor den Verein verlassen hatte, um in Japan seine Karriere ausklingen zu lassen.

Einige Zeit später debütierte das damals 19-jährige Ausnahmetalent am 5.12.2018 für die Profimannschaft: im Rückspiel der ersten Runde der Copa del Rey gegen CD Leonesa wurde Puig in der 55. Minute für Sergio Busquets eingewechselt. Nur eine Viertelstunde später lieferte der quirlige Youngster direkt seine erste Torvorlage; Denis Suárez traf zum 4:1-Endstand. Am 13.4.2019 folgte das Debüt in LaLiga am 32. Spieltag gegen SD Huesca (0:0). Damaliger Trainer und Puig-Entdecker: Ernesto Valverde.

Quique Setién: Puigs Förderer

Leider sollte Puig nach seinem Debüt unter Valverde nur noch zwei Spiele für die Profis machen, bevor er wieder bei Barça B sein Dasein fristete. Halb so schlimm, dachte man sich, der Junge hat ja noch Zeit. Nicht wenige Experten sagten ihm bereits eine große Zukunft voraus, so wurde er unter anderem vom katalanischen Fußballverband als Spieler mit der aussichtsreichsten Zukunft ausgezeichnet. Bekanntlich wurde Valverde im Januar 2020 – auf dem ersten Tabellenplatz stehend – entlassen und es übernahm Quique Setién. Für Puig eine gute Wahl, wie sich herausstellen sollte.

Gleich im ersten Spiel unter Setién wurde Puig wieder eingewechselt, so bekam er am Januar 2020 beim 1:0 über den FC Granada rund 20 Minuten. Am Ende der Saison sollten für den damals 20-jährigen Puig 12 von 25 Spiele für die Profis zu Buche stehen, in denen er immerhin zwei Vorlagen lieferte. Nur wenige Monate später wurde Puig für die Spanische U21-Nationalmannschaft berufen. Sein damaliger Marktwert kletterte auf 25 Millionen Euro.

Beförderung und schneller Fall

Folgerichtig kam das, was zu diesem Zeitpunkt wohl jeder Barcelonista erwartete: Puig wurde zur Saison 2020/21 offiziell Teil der ersten Mannschaft. Doch auf Setién folgte bekanntlich Ronald Koeman. Diese Beziehung sollte kompliziert werden, im Laufe der Saison schien sich immer mehr ein persönlicher Konflikt zwischen den beiden abzuzeichnen. So hieß es in der großen spanischen Zeitung El País im Dezember 2020: Koeman habe Puig vor versammelter Mannschaft als Maulwurf beschuldigt, welcher den Ratschlag, sich einen Verein für eine Ausleihe zu suchen, um auf Spielzeit zu kommen, der Presse gesteckt haben soll.

Das Tischtuch schien ab hier zerschnitten, unter Koeman absolvierte Puig zwar 28 von 67 Spiele, stand darin jedoch magere 743 Minuten auf dem Platz – mehr als demütigende Kurzeinsätze, wenn überhaupt, sollten es nicht sein. Dabei gelang ihm ein Tor. Sein Marktwert fiel auf 13 Millionen Euro. Mittlerweile zogen andere aufstrebende Mittelfeld-Talente an Puig vorbei: Ilaix Moriba mauserte sich zu Koemans erstem Einwechselspieler und Pedri (beide damals 17) wurde das neue Gesicht von Barcelonas “Next Gen”. Dennoch verlängerte Puig seinen Vertrag beim FC Barcelona um zwei Jahre und signalisierte damit, sich durchsetzen zu wollen, was er auch immer wieder öffentlich untermauerte.

(Falscher) Hoffnungsschimmer Xavi

Unter Barça-Legende Xavi, der auf den entlassenen Koeman folgte, erhoffte Puig sich zurecht mehr Spielzeit. Die Hoffnung war, dass ein Trainer, der La Masia durchlaufen hatte und ebenfalls im zentralen Mittelfeld der Katalanen spielte, weiß, wie man Puig richtig einsetzt und verbessert.

Doch die Hoffnung wich der Ernüchterung – auch unter Xavi ist Puig außen vor. In der Champions League bekam er, kurz nach Koemans Entlassung, lediglich im letzten Gruppenspiel gegen Bayern München beim Stand von 0:3 etwas mehr als eine Viertelstunde, als Barcelona bereits ausgeschieden war. Seit Xavis Übernahme Ende November hat sich für Puig nichts geändert. Er sitzt regelmäßig und fast ausschließlich nur auf der Bank, während andere Youngster auf dem Rasen wirbeln – in dieser Saison sind es Gavi (17) und Nico González (20), die ebenfalls aus der Jugend hochgekommen sind und Puig den Rang abgelaufen haben. Mittlerweile liegt sein Marktwert nur noch bei 9 Millionen Euro und ist damit in zwei Jahren um fast zwei Drittel gefallen.

Neuer Tiefpunkt und Abschiedsgedanken

Vier Spiele im Kalenderjahr 2022, nur etwas mehr als 300 Minuten Einsatzzeit – so die magere Bilanz. Der Barcelonismo dachte, die Partie gegen Celta Vigo am 36. Spieltag würde Spiel Nummer fünf werden, denn: Busquets fehlte Gelb-gesperrt, Nico, Pedri und Sergi Roberto fielen verletzt aus. Doch Xavi stellte lieber kurzerhand sein System um, ließ Memphis, Aubameyang, Ferran und Dembélé auflaufen, im Mittelfeld spielten unverändert Frenkie und Gavi. Puig fand sich einmal mehr auf der Bank wieder. Wenn nicht in einem Spiel starten, in dem vier direkte Konkurrenten fehlen, wann dann? Immerhin brachte Xavi ihn für die zweite Halbzeit, doch war die Partie gegen Celta ein mehr als klares Zeichen.

Schlussendlich hätte Puig Koemans Empfehlung, via Leihe an mehr Spielpraxis zu gelangen, folgen sollen. Entgegen solcher klaren Vorzeichen zu bleiben, stellt sich rückblickend betrachtet als großer Fehler heraus. Puig hatte durchaus genug Gelegenheiten, um den Verein zu verlassen – ließ diese allerdings allesamt ungenutzt. Er wollte sich bei seinem Barça durchsetzen – konnte das aber über Jahre hinweg nicht. Halbwegs regelmäßige Spielpraxis bei Barça? Fehlanzeige! So stagniert das einstige Toptalent völlig – ob er überhaupt das Zeug dazu hat, Stammkraft bei einem Erstligisten zu sein, ist aktuell schwer zu sagen, dafür spielte Puig in den letzten Jahren schlicht viel zu selten.

Aufgrund des steten Daseins auf der Bank oder Tribüne hatte er genug Gründe für schlechte Laune. Nicht selten machen junge Spieler ihrem Unmut heutzutage auf Social Media Luft. Das sucht man bei Puig vergeblich. Bis heute fügt er sich ohne Murren, scheint auf seine Chance zu lauern. Die Einstellung stimmt, doch Puig ist offensichtlich nicht gut genug, denn nach Valverde und Koeman ist Xavi nun der dritte Trainer, der nicht auf ihn setzt, ja, ihm nicht einmal regelmäßig Jokereinsätze zugesteht. Bei Barça geht es für ihn nicht weiter, das ist klar. Puigs Vertrag läuft im Sommer 2023 aus, angesichts dessen ist aus Vereinssicht eine Leihe eigentlich nur dann sinnvoll, wenn zuvor der Vertrag verlängert wird. Doch wieso sollte Barça dies im Augenblick tun? Sportliche Argumente gibt es dafür keine, lediglich emotionale: Puig gehört seit seinem 13. Lebensjahr La Masia an, ist ein Culé durch und durch.

Zuletzt machten Gerüchte um einen Wechsel zu den Wolverhampton Wanderers die Runde. Jüngst berichtete die Mundo Deportivo nach dem Celta-Spiel: Puig habe nun erkannt, dass ein Abgang das Beste wäre. Ironischerweise würde er den FC Barcelona nun unter dem Trainer verlassen, dessen alte Trikotnummer er trägt, doch die Fußstapfen, in die Puig treten soll, sind einfach zu groß.

Clemens Wustmann
Clemens Wustmann
Blaugrana im Herzen seit 2001
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4 Kommentare

  1. Es ist einfach egal….
    Man hat Puig nicht vermisst und wird ihn auch in Zukunft nicht vermissen!
    Er wird bei keinem Topclub unterkommen, daher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er uns irgendwann wehtut auch verschwindend gering!

    Ich schätze es wird irgendwas vom Kaliber Celta oder Getafe, wie auch schon bei Alena und Suarez.
    Schade nur, dass man vermutlich kaum/keine Ablöse kassieren wird!

  2. Es macht für Puig überhaupt keinen Sinn zu bleiben und wenn er noch etwas aus seiner Karierre machen will, dann muss er gehen.

    Ich bin zwar nie jemand gewesen, der Puig für ein Mega Talent gehalten hat aber dennoch hätte er sich viel mehr Einsatzzeit verdient gehabt. Unter Setien war auch teilweise ganz gut, unter Koeman wurde Pedri komplett bis auf den letzen Bluttropfen ausgesaugt und er hätte öfters für ihn spielen können zumal seine Leistungen auch zunehmend in den Keller gingen und auch Xavi rotiert nicht gerne und setzt nur auf einen kleiner Spielerstamm. Ich denke aus ihm hätte ein ordentlicher Kaderspieler werden können wie zb ein Vasquez bei Real aber der Zug ist abgefahren.

    Ich mag die Art und Weise wie sich Puig bewegt, wenn er den Ball spielt. Das erinnert mich sehr an die Pep Barca Zeit.

    Er sollte zu einem kleineren Klub Wechseln und wenn es läuft kann er sich eventuell für höhere Aufgaben empfehlen aber erst mal muss er sich unten beweisen und sich gegebenenfalls nach oben arbeiten.

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